| Ein Beitrag von Iris Pasker-Horwath |

Seit ca. 10 Jahren stehen die Faszien stark im Fokus der Forschung. Es hat sich herausgestellt, dass sich durch das bessere Verstehen ihrer Funktion und ihrer möglichen Defizite Erklärungslücken in der Trainingswissenschaft und auch der Schmerzbehandlung schließen lassen und das Training verfeinert werden kann.

Was sollte ein Übungsleiter darüber wissen?
Die Faszien sind ein Ganzkörpernetzwerk. Sie werden auch als der „6. Sinn“ bezeichnet, weil sie maßgeblich an der Körperwahrnehmung beteiligt sind. Sie umschließen jedes Organ und jeden Muskel. Auch verlaufen sie durch die Muskeln und bilden die Sehnen, Sehnenplatten und Bänder.

Die Faszien haben die Funktionen:

  • Flüssigkeitsaustausch
  • Energiespeicher (können katapult-artig Bewegungsenergie wieder freisetzen)
  • Sorgen für Spannkraft und Festig-keit
  • Verbinden das passive (Skelet) mit dem aktiven Bewegungssystem (Nerven/Muskeln)
  • Beherbergen Rezeptoren (Bewegungs-, Spannungs–, Schmerzrezeptoren)

Keine Bewegung erfolgt ohne die Beteiligung von Faszien. Daher kann das Training der Faszien nicht isoliert, sondern immer nur in Kombination mit allen Systemen durchgeführt werden.

Welche Trainingsmethoden sind geeignet?

Schwingen und Federn
In jeder erdenklichen Form: mit den Armen, mit den Beinen, in verschiedene Richtungen, Ebenen, Ausdehnungen. Dabei sind zyklische aber keine monotonen Übungsformen gefragt.

 

Dehnungen
Möglichst langkettige Ganzkörperdehnungen: haltend, federnd, Anspannungs- / Entspannungs-Dehnungen und mit verschiedenen Winkeln arbeiten.

 

Kräftigen
Hier deutet alles darauf hin, dass hohe Krafteinsätze (> 60 % eher >75 % der Maximalkraft) effektiv sind. Sie sollen eine Verformung der Fibrolasten (Bindegewebszellen) bewirken, um diese zur Neuentstehung zu bringen. Ganzkörperübungen (z.B. Plank, Hangeln, Klimmzüge usw.) sind dafür geeignet. Zusätzlich wirken Dehnübungen auch auf die Kraft.

 

Sensomotorisches Verfeinern
Da 80 % der Rezeptoren im Bindegewebe zu finden sind, kann durch sensomotorisches Training deren Funktion verbessert werden.

Massagen
Durch Rollen- und Triggerpunktmassagen wird die Toleranz der Schmerzrezeptoren und der Spannungsrezeptoren nach oben verschonen. Somit lassen Spannungen nach. Bisher ist allerdings noch nicht abschließend erforscht, wie genau die Techniken angewendet werden sollen. Die Rollenmassage bewirkt einen Austausch der Flüssigkeit, was mutmaßlich zur besseren Versorgung des Gewebes beiträgt. Diese Techniken bewirken zumindest subjektiv ein Entspannungsgefühl.

 

Literaturempfehlung
Slomka, Gunda: „Faszien in Bewegung“, Meyer & Meyer Verlag

YouTube
Kirsten Esch: „Faszien: Geheimnisvolle Welt unter der Haut“